Eines der gängigen Argumente für ein neues Urheberrecht (wie auch immer das dann ausgestaltet werden soll, mit Details halten sich nämlich alle dann diskret zurück!) ist, dass man den großen Organisationen und Verwertern die Macht nehmen muss.
Fakt ist aber, dass wenn das Urheberrecht “modernisisert” (bedeutet dann immer: geschwächt) werden soll, werden nicht die Verwerter entmachtet, sondern der Urheber selbst. Er hat nämlich dann noch weniger Handhabe im Umgang mit seinen Rechten und wie er diese an Verwerter lizensieren kann und mit welchen Mitteln er diese Lizenzabkommen dann durchsetzen kann. Auch gibt es Gesetze über angemessene Vergützung, die den Urheber davor schützen, dass große Unternehmen ihre Marktmacht ausspielen und den Urheber unter Druck setzen.
Das alles gilt aber natürlich nur hier in Deutschland. Deutschland bietet sozusagen einen sehr guten Schutz des Urhebers, während sich Kreative in den USA nach solchem Schutz die Finger lecken. Nicht allerdings Unternehmen, die gerne verwerten wollen aber mit dem Urheber als Individuum möglichst gar nicht sprechen möchten. Für die sind die Forderungen der Digitalen Copyleft Bewegung ein Segen, wie er besser gar nicht sein könnte. Dieser Umstand wird aber von den meisten Menschen übersehen.
Sie sehen nicht den einzelnen Urheber, dessen Schaffen nämlich sehr wohl den Schutz geniessen sollte, sondern immer nur die böse Verwerterkrake.
Ein schwaches Urheberrecht wird alles einfacher machen für die Verwerter und auch hier vor allem für die neuen Verwerter aber die Existenz der Individuen abwürgen. Die Medienindustrie hat die Individuen schlecht beteiligt aber die neuen Unternehmen beteiligen gar nicht (Google, YouTube, Facebook, reddit, etc…)
In meinem Berufsleben erlebe ich täglich genau dieses Problem: ich stehe als einzelner Rechteverkäufer großen Organisationen gegenüber, die mich unter Druck setzen mit ihrer Marktmacht. In diesem Dreieck (Urheber – Verwerter – Konsument) brauche ich den Schutz der Allgemeinheit und das deutsche Recht gibt mir diesen Schutz. Wenn der aber wegfällt, habe ich gar keine Verhandlungsposition mehr.